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Kinderwunsch – das Timing ist entscheidend

Der Entschluss zu einem Kind ist ein großer Schritt im Leben eines jeden Paares. Ist die Entscheidung einmal gefällt, wünschen sich die meisten, dass das Baby möglichst schnell kommt. Eine Empfängnis ist jedoch nur an wenigen Tagen im Monat möglich. Es kann deshalb etwas dauern, bis eine Frau schwanger wird.

Das richtige Timing
Für eine Schwangerschaft muss der Samen des Mannes durch die Scheide und Gebärmutter seiner Partnerin in die Eileiter gelangen und dort auf eine befruchtungsfähige Eizelle treffen.
Dies ist jedoch nur an wenigen Tagen im Monat möglich. Im Allgemeinen bildet der weibliche Körper einmal pro Monatszyklus eine reife Eizelle. Nach dem Eisprung ist diese Eizelle für circa 24 Stunden befruchtungsfähig. Spermien wiederum überleben im Körper der Frau zwei bis fünf Tage, seltener bis zu sieben Tage.
Der optimale Zeitpunkt für einen Geschlechtsverkehr, der zu einer Empfängnis führen soll, ist daher der Tag des Eisprungs selbst, sowie die darauffolgenden 24 Stunden. Aber auch wenn das Paar ein bis zwei Tage vor dem Eisprung miteinander schläft, ist die Chance auf eine Befruchtung groß, da die Spermien im Eileiter gleichsam auf die Eizelle „warten“ können.
Bei Kinderwunsch kann es daher sinnvoll sein, die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Dabei aber bitte nicht vergessen: Lust und Freude am Sex sind wichtiger als eine genaue Planung!

Folgende Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage stehen zur Verfügung:
Die Kalendermethode
Die Knaus Ogino oder Kalendermethode geht auf den österreichischen Gynäkologen Knaus und seinen japanischen Kollegen Ogino zurück. Sie basiert darauf, dass der Eisprung einer Frau etwa in der Mitte ihres Zyklus stattfindet und daher errechnet werden kann.
Da die Monatszyklen einer Frau aber nicht immer gleich lang sind, wird für die Berechnung der sowohl kürzeste als auch der längste Zyklus aus einer Reihe von sechs bis zwölf Zyklen herangezogen. Der erste fruchtbare Tag errechnet sich aus der Gesamtzahl der Zyklustage des kürzesten Zyklus abzüglich 18 Tage, der letzte fruchtbare Tag aus dem längsten Zyklus abzüglich von 11 Tagen.
Dauerte beispielsweise der kürzeste beobachtete Zyklus 27 Tage, werden hiervon 18 abgezogen, sodass man zum Ergebnis 9 kommt. Hatte der längste Zyklus 30 Tage, so werden hiervon 11 abgezogen, und man erhält 19 Tage. Das bedeutet, dass in diesem Beispiel die fruchtbaren Tage zwischen dem 9. und 19. Zyklustag liegen.
Für die genaue Bestimmung sollte ein Zykluskalender über mindestens 6 Monate, besser ein Jahr geführt werden. Wichtig: Faktoren wie Stress, Krankheiten oder auch Zeitverschiebungen bei Reisen können den Zyklus beeinflussen, weshalb die Kalendermethode nicht zur Empfängnisverhütung ist.

Die Temperaturmethode
Diese Methode beruht auf der Beobachtung, dass die Körpertemperatur etwa zwei Tage nach dem Eisprung messbar ansteigt und bis zum Beginn der Regelblutung erhöht bleibt. Das hängt mit der Wirkung des Hormons Progesteron zusammen, das auch auf das Regulationszentrum für die Körpertemperatur im Gehirn einwirkt.
Zur Messung ist ein Thermometer erforderlich, das mindestens zwei Nachkommastellen aufweist, da die Temperaturerhöhung sich lediglich im Bereich einiger Zehntel (0,3-0,5) Grad bewegt. Man kann entweder im Mund (oral) unter der Zunge, in der Scheide (vaginal) oder im Enddarm (rektal) messen, jedoch bitte immer an derselben Stelle. Eine Messung unter dem Arm ist zu ungenau und daher nicht empfehlenswert. Die täglich gemessenen Werte werden dann in einen Zykluskalender eingetragen.
Bei der Messung sollte außerdem beachtet werden, dass stets zur selben Uhrzeit gemessen wird und zwar kurz nach dem Aufwachen (jedoch vor Verlassen des Bettes). Zuvor sollte man mindestens 5 Stunden geschlafen haben. Wichtig zu wissen: Alkoholgenuss am Vorabend, Medikamente oder Erkältungskrankheiten können das Ergebnis verfälschen.
Man spricht dann von einem Temperaturanstieg, wenn drei aufeinander folgende Messwerte um mindestens 0,2 Grad Celsius höher liegen als der höchste Wert der vorangegangen sechs Tage. Liegt bei der Messung einer der drei Werte tiefer, muss der vierte Wert abgewartet werden. Ab dem dritten Tag nach diesem Temperaturanstieg ist die Frau nicht mehr fruchtbar. Bei einem langsameren oder treppenförmigen Anstieg beginnt die unfruchtbare Zeit erst ab dem 5. Tag.

Billings-Methode (Zervixschleim-Methode)

Dieses Verfahren geht auf das Ärzte-Ehepaar Billings zurück. Es beruht auf der Tatsache, dass sich die Konsistenz des Zervixschleims mit dem Zyklus verändert. Die Beurteilung ist jedoch nicht ganz einfach und benötigt einige Übung.
Nach einer Monatsblutung wird zunächst nur wenig Schleim produziert, sodass sich der Scheideneingang trocken anfühlt. Erst einige Tage vor dem Eisprung nimmt die Produktion der Schleimmenge zu. Zunächst hat dieser eine milchig oder gelblich trübe Farbe, ist zäh und klebrig, und für Spermien kaum passierbar.
Später wird der Schleim zunehmend klarer, bis er fast ganz durchsichtig ist. Seine Konsistenz verändert sich von dickflüssig hin zu einem dünnflüssigen Schleim, der „spinnbar“ (fadenziehend) ist. Der Scheideneingang fühlt sich nun feucht an und zeigt an, dass die fruchtbaren Tage der Frau begonnen haben.
Für die Beurteilung wird Zervixschleim direkt am Scheideneingang oder auch in der Scheide entnommen, zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten und dann auseinander gezogen. Der Eisprung steht unmittelbar bevor, wenn sich mehrere Zentimeter lange Fäden ziehen lassen. Nach dem Eisprung dickt der Zervixschleim wieder ein und wird innerhalb kurzer Zeit wieder zäh und trüb. Er verschließt dann pfropfartig den Muttermund und wird zu einer natürlichen Barriere für die Spermien.
Nicht anwendbar ist diese Methode bei einer Scheidenentzündung.

Symptothermale Methode

Bei dieser Methode werden zwei oder mehr Körperzeichen zur Bestimmung der fruchtbaren Tage kombiniert: Temperaturanstieg, Veränderung des Zervixschleims, sowie Lage und Festigkeit von Gebärmutterhals und Muttermund geben Aufschluss über die fruchtbaren Tage.
Zusätzlich zu den oben beschriebenen Untersuchungen der Körpertemperatur und des Zervixschleimes erfolgt bei dieser Methode auch noch eine Untersuchung des Muttermundes (Verbindung zwischen Gebärmutterhals und Scheide)
Dazu führt die Frau ein oder zwei Finger in die Vagina ein. Direkt nach der Menstruation ist der Gebärmutterhals geschlossen und hart. Er fühlt sich in etwa an wie die Nasenspitze und ragt tief in die Scheide hinein. Rückt der Eisprung näher, wird er weicher (wie die Lippe), öffnet sich leicht und verlagert sich bei manchen Frauen höher in die Scheide – dann kann es hilfreich sein, zur Untersuchung ein Bein auf einen Stuhl zu stellen. Nach dem Eisprung schließt er sich wieder, wird hart und steht wieder tiefer – die unfruchtbaren Tage beginnen nach drei Tagen mit geschlossenem, harten Muttermund.
Temperatur-, Schleim- und Muttermundbeobachtung werden zunächst unabhängig voneinander ausgewertet und die Ergebnisse in einen Zykluskalender eingetragen. Auch weitere Beobachtungen, wie beispielsweise ein Ziehen in der Brust oder Schmerz während des Eisprungs, werden notiert. Je nachdem, welches Körperzeichen eher eintritt, sind die fruchtbaren Tage vorbei, wenn über drei Tage eine erhöhte Temperatur gemessen wurde oder nachdem der Gebärmutterschleim seine klare und spinnbare Konsistenz wieder verliert.
Das Ende der fruchtbaren Tage lässt sich mittels der symptothermalen Methode sicherer bestimmen als ihr Beginn. Die Methode ist geeignet für Personen mit einem gleichförmigen Tagesablauf. Infekte, Veränderungen der Aufwachzeit, Alkohol, Medikamente sowie körperliche und seelische Belastungen können den Zyklus beeinflussen und die Bestimmung der fruchtbaren Tage erschweren.

Hormoncomputer

Hier erfolgt die Bestimmung über die Messung von Hormonkonzentrationen im Urin. Nach anfänglicher Eingabe des Periodenbeginns, gibt der Computer täglich über Zeichen die Zyklusphase an. Zusätzlich wird an bestimmten Tagen ein Urintest aus Morgenurin durchgeführt. Dabei wird die Konzentration von luteinisierendem Hormons (LH) und Östrogens gemessen. Vor dem Eisprung steigt die Konzentration des luteinisierenden Hormons an, erreicht nach etwa einem Tag seinen höchsten Wert und löst den Eisprung aus.
Die Teststreifen für LH sind als Ovulationstests in Drogeriemärkten erhältlich und ähnlich wie ein Schwangerschaftstest zu handhaben. Bestimmte Medikamente wie beispielsweise Antibiotika oder Psychopharmaka können das Testergebnis ebenso verfälschen wie Erkrankungen.

Tipp: Zykluskalender können Sie übrigens sogar ganz bequem als kostenlose App auf Ihrem Smartphone führen!

In jedem Fall sollten beide Partner für die Gesundheitsvorsorge von Anfang an vermehrt auf eine gesunde Lebensführung mit einer vollwertigen und ausgewogenen Ernährung achten. Zum Schutz vor Fehlbildungen des Kindes wird Frauen die zusätzliche Einnahme von Folsäure angeraten. In Jodmangelgebieten, sowie im Falle einer veganen oder vegetarischen Ernährungsweise kann die Ergänzung weiterer Mikronährstoffe, wie beispielsweise Jod, Vitamin B12, Eisen oder Vitamin D sinnvoll sein. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und lassen Sie sich beraten! Um auf Nummer sicher zu gehen, gibt es auch spezielle Nahrungsergänzungsmittel für Männer und Frauen (z.B. Fertilovit®) mit Kinderwunsch.

Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.

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