PCOS

PCOS – häufiger Grund für ungewollte Kinderlosigkeit

Ungefähr 5 – 10 % aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden Schätzungen zufolge unter einem sogenannten Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS). Hinter diesem Begriff verbergen sich zahlreiche Beschwerden und Veränderungen. Betroffene Frauen weisen meist überdurchschnittlich viele männliche Hormone auf, leiden unter Haarausfall am Kopf, dafür jedoch starker Behaarung im Gesicht oder am Körper. Das Hautbild ist von Unreinheiten geprägt. Sie haben oft gar keine oder nur selten Eisprünge, ihre Regel haben sie entsprechend ebenfalls nur unregelmäßig oder gar nicht. PCOS ist daher eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit, Betroffene benötigen oft Unterstützung dabei, Kinder zu bekommen.
Bereits 1721 beschrieb der italienische Wissenschaftler Antonio Vallisneri Patientinnen, die „übergewichtig und unfruchtbar (waren), mit zwei übergroßen Eierstöcken, und pickeliger, glänzender Haut, oft blass, wie ein Taubenei“. Obwohl seither fast 300 Jahre verstrichen sind, sind die zu Grunde liegenden Ursachen unklar. Man vermutet ein Zusammenspiel von Veranlagung und Umwelteinflüssen.

Es gilt zudem als gesichert, dass sich bei der Entwicklung des PCOS mehrere hormonelle Störungen in einem Teufelskreis verstärken:

1. Verschiebung LH / FSH:

PCOS-Patientinnen haben meist eine Verschiebung des Verhältnisses von Luteinisierendem Hormon (LH) zu Follikel-stimulierendem Hormon (FSH). Das LH ist eigentlich für den Eisprung zuständig, während das FSH für die Eireifung verantwortlich ist. Da im Verhältnis zum LH zu wenig FSH vorhanden ist, sammeln sich im Eierstock viele unreife Eizellen. Gleichzeitig bleibt der Eisprung aus, da nie ein Ei wirklich ausreift und „sprungbereit“ wäre.

2. Androgenüberschuss:

Das LH-FSH-Ungleichgewicht führt auch dazu, dass die Eierstöcke zu viele männliche Hormone (Androgene) bilden. Die männlichen Hormone wiederum können sich in Östrogen umwandeln – und zwar vor allem im Fettgewebe. Je mehr Übergewicht vorhanden ist, umso mehr Fettgewebe ist jedoch auch da und umso mehr Östrogen kann entstehen – was verständlich macht, warum Übergewicht und PCOS häufig zusammenhängen.

3. Zu hoher Östrogenspiegel:

Nun beginnt ein Teufelskreis, da ein hoher Östrogenspiegel die LH-Ausschüttung weiter fördert und die FSH-Ausschüttung noch weiter hemmt. In den Eierstöcken werden jetzt noch mehr männliche Hormone gebildet und die Chance auf eine ausreifende Eizelle wird immer geringer. Unfruchtbarkeit ist die Folge.

4. Zu hoher Insulinspiegel (Hyperinsulinämie):

PCOS ist zudem eng verknüpft mit dem Kohlenhydratstoffwechsel der betroffenen Frauen.
Das wurde 1921 erstmals durch C. Achard und J. Thiers bei sieben übergewichtigen Frauen mit starker Behaarung festgestellt. Treffenderweise bezeichneten sie das Krankheitsbild damals als den „Diabetes bärtiger Frauen“. Seither haben viele Studien die Verbindung zwischen PCOS und der sogenannten Insulinresistenz bestätigt. Bei den betroffenen Frauen kann das Blutzuckerhormon Insulin seine Wirkung an den blutzuckerverarbeitenden Geweben nicht wie gewünscht entfalten (Insulinresistenz), woraufhin die Bauspeicheldrüse deutlich mehr Insulin herstellt. Was viele nicht wissen: Insulin reguliert nicht nur die Aufnahme von Blutzucker in die Zellen, sondern stimuliert gleichzeitig auch die Herstellung von männlichen Geschlechtshormonen. Auf diese Weise trägt der Kohlenhydratstoffwechsel zu einer Verstärkung der Symptome bei PCOS bei.

Zusammenfassend sind die Östrogendominanz (im Vergleich zum Progesteron zu viel Östrogen), der Überschuss an männlichen Hormonen (Hyperandrogenämie) sowie die Hyperinsulinämie gemeinsam für die Entstehung der PCOS-typischen Symptome verantwortlich.

Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.

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