Allgemein

Kryozyklus erfolgreich vorbereiten

Beim sogenannten Kryozyklus wird entweder im natürlichen Zyklus oder aber unter hormoneller Stimulation ein Embryo in die Gebärmutterhöhle eingebracht, der zuvor als Eizelle, befruchtete Eizelle oder bereits als Embryo eingefroren war.
Je nach Art der Kryokonservierung und Art der eingefrorenen Zelle können Schwangerschaftsraten erreicht werden, die denen im “Frischzyklus” entsprechen. Es gibt neuere wissenschaftliche Beobachtungen, die aufzeigen, dass die Schwangerschaftschancen im Kryozyklus sogar etwas besser sein können als im Frischzyklus.

Obwohl Kryozyklen daher in immer größerer Anzahl durchgeführt werden, so ist es doch oft so, dass sie ein bisschen zu den „Stiefkindern“ der Behandlungsmethoden zählen. Sehr häufig ist die Einstellung des behandelnden Arztes, dass hier ja immerhin der Embryo nur zurückgegeben werde, und dass es vor allem die Qualität dieses Embryos sei, die über Erfolg oder Misserfolg einer Behandlung entscheide.
Viele Experten meinen jedoch: Dieser Ansatz ist weit gefehlt, denn er berücksichtigt nicht annähernd ausreichend den zweiten Partner der Behandlung, nämlich die zukünftige Mutter!

Erfolgsfaktor mütterliche Gesundheit

Wie es um deren Wohlbefinden zum Zeitpunkt des Kryozyklus bestellt ist, so viele Fachleute, trüge nämlich ganz entscheidend dazu bei, ob der Embryo sich erfolgreich einnistet (man spricht hier von Implantation) und entwickelt.
Daher solle die zukünftige Mutter vor einem Kryozyklus vermehrt Augenmerk auf eine gesunde Lebensführung und Ernährung legen.

Folsäure auch vor Kryo

Auch wichtig: Wie auch sonst bei Kinderwunsch, sollte sichergestellt werden, dass der mütterliche Folsäurespeicher gut gefüllt ist – mindestens 400 µg Folsäure täglich, besser noch 800 µg, werden empfohlen.

Gebärmutterschleimhaut

Für die erfolgreiche Einnistung des Embryos von Bedeutung ist eine gut aufgebaute Gebärmutterschleimhaut. Sie sollte möglichst einen zweischichtigen Aufbau (erkennbar an drei Linien im Ultraschall), sowie eine angemessene Dicke von >7 mm aufweisen.
Um den Aufbau der Gebärmutter zu fördern, kann frau zusätzlich zur hormonellen Medikation auch anderweitig einen Beitrag leisten.

Ernährung unterstützt

Eine vergleichsweise neue Studie aus dem Jahr 2016 gibt hier erste Hinweise: Die Ernährung scheint wesentlich zu sein. Die Forscher konnten beispielsweise einen verbesserten Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und eine höhere Schwangerschaftsrate bei einer Vollwerternährung (etwa 30 Gramm Vollkorn täglich) zeigen (Gaskins et al, 2016).

Ausreichend trinken

Weiter scheint eine verbesserte Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut die Einnistung des Embryos zu fördern. Neben medikamentösen Versuchen zur Förderung der Durchblutung (in Frage kommt u.a. Aspirin), sollte daher auf eine ausreichende Trinkmenge von mindestens 2 l täglich geachtet werden.

Vitamin D

Auch eine angemessene Vitamin D-Versorgung scheint nötig für einen guten Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu sein (Lerchbaum 2014). Da viele Frauen, gerade in den Wintermonaten, nicht ausreichend versorgt sind, kann es daher Sinn machen, vorbereitend zu einem Kryozyklus etwas Vitamin D ergänzend einzunehmen. Doch Vorsicht: Hohe Dosierungen sollten nicht ohne Feststellung einer echten Unterversorgung verwendet werden, denn auch eine Überversorgung ist nicht unproblematisch. Zu empfehlen sind daher Präparate, die eine Versorgung mit 100 % der empfohlenen Tagesdosis enthalten.

Vitamin E

Eine Untersuchung zur zusätzlichen Einnahme von Vitamin E bei einer Kinderwunschbehandlung zeigten eine verbesserte Gebärmutterschleimhaut (Cicek et al, 2012). Das fettlösliche Vitamin findet sich vor allem in hochwertigen Pflanzenölen.

Vitamin B-Komplex

Weitere Studien zeigten, dass auch Vitamine aus dem B-Komplex wichtig sind. So war die Vitamin B12 Serumkonzentration assoziiert mit höheren Lebendgeburtraten nach IVF (Gaskins et al, 2015) und eine angemessene Niacin-Versorgung (Vitamin B3) wird seit einer vielbeachteten Studie vom Sommer 2017 (Shi et al, 2017) ebenfalls als sehr wichtig bewertet. Besonders Frauen mit Übergewicht, Typ II Diabetes, sowie Entzündungen sind in Gefahr einer Unterversorgung (Baker et al, 2002). Für eine gute Durchblutung weiter wichtig ist auch das Vitamin B6, das zusammen mit der oben erwähnten Folsäure und dem Vitamin B12 dafür sorgt, dass sich kein schädliches Homocystein ansammeln kann.

Vitamin C

Vitamin C gehört zu den wasserlöslichen Antioxidantien. Ein neuer Übersichtsartikel von 2017 des renommierten Cochrane Institutes bescheinigte gerade Frauen, die Probleme mit dem Kinderwunsch haben, Vorteile einer guten Antioxidantienversorgung (Showell et al, 2017).

Fazit

Zusammenfassend ist bei einem Kryozyklus eine gesundheitsbewusste Lebensweise zu empfehlen mit einem besonderen Augenmerk auf eine ausreichende Trinkmenge und einer Ernährung, die reich ist an Vollkornprodukten. Ergänzend dazu ist eine Nahrungsergänzung mit Folsäure sowie mindestens den Vitaminen B, C, D und E einen Versuch wert, zumal bei sinnvoller Dosierung keine Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Referenzen

Baker et al: Vitamin profile of 563 gravidas during trimesters of pregnancy. J Am Coll Nutr 2002; 21: 33-7
Cicek et al: Vitamin E effect on controlled ovarian stimulation of unexplained infertile women. J Assist Reprod Genet 2012; 29:325–328
Gaskins et al: Association between serum folate and vitamin B-12 and outcomes of assisted reproductive technologies. Am J Clin Nutr. 2015 Oct; 102(4): 943–950
Gaskins: EARTH Study Team Maternal whole grain intake and outcomes of in vitro fertilization. Fertil Steril. 2016 Jun;105(6):1503-1510.
Lerchbaum and Rabe: Vitamin D and female fertility. Curr Opin Obstet Gynecol. 2014 Jun;26(3):145-50.
Shi et al. NAD Deficiency, Congenital Malformations, and Niacin Supplementation. 2017; N Engl J Med 2017;377:544-52 | Showell et al: Antioxidants for female subfertility. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Jul 28;7
Wada I, Hsu CC, Williams G, Macnamee MC, Brinsden PR: The benefits of low-dose aspirin therapy in women with impaired uterine perfusion during assisted conception. Hum. Reprod. 1994; 9:1954-1957,
Yuval Y, Lipitz S, Dor J, Achiron R: The relationship between endometrial thickness, and blood flow and pregnancy rates in in-vitro fertilization. Hum Reprod. 2000; 14: 1067-1071,

Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.

Kommentar schreiben

Hinterlassen Sie einen Kommentar