Fruchtbarkeit von Frau & Mann Spermienqualität

Wie kann Coenzym Q10 Ihre Fruchtbarkeit unterstützen?

Coenzym Q10 – Sie kennen diesen Begriff eventuell als große Werbeaufbringung auf Antifaltencremes….

Da fällt mir sofort ein früherer Professor von mir ein, der sagte: „ Coenzym Q10 auf die Haut zu schmieren, das ist, als würden Sie einem verhungernden Mann ein Steak auf den Bauch legen…. Essen müssen Sie es, um von der Wirkung zu profitieren!“

Aber: Was hat es eigentlich mit diesem Coenzym Q10 auf sich? Wieso ist es in der Antifaltencreme überhaupt zu finden, und welche Rolle spielt es in Nahrungsergänzungsmitteln, sprich , worin besteht die vom Professor angesprochene Wirkung? Und wie kann ich davon für meine Fruchtbarkeit profitieren?

„Q10 ist eine der wichtigsten Entdeckungen der Ernährungswissenschaft in den letzten Jahrzehnten.“
Prof. Dr. Linus Pauling, Vitaminforscher und 2-facher Nobelpreisträger

Coenzym Q10 und Zellenergie

Bei Coenzym Q10 handelt es sich um eine fettlösliche Komponente, die für die Energiegewinnung in den Zellen von Bedeutung ist. 1957 wies ein Biologe dieses Molekül zum ersten Mal in Rinderherzen nach. Tatsächlich findet sich Coenzym Q10 aber in fast jeder Zelle unseres Körpers, und zwar in der inneren Membran der sogenannten Mitochondrien. Dabei handelt es sich um diejenigen Zellorganellen, die innerhalb der Zellen für den Großteil der Energiebereitstellung zuständig sind, und die daher gerne auch als „Kraftwerke“ der Zelle bezeichnet werden. Die Hauptaufgabe von Coenzym Q10 besteht dabei darin, Elektronen innerhalb der sogenannten Atmungskette von einem Enzymkomplex zum anderen zu transportieren. Der britische Wissenschaftler Peter D. Mitchell erhielt 1978 für diese bahnbrechende Entdeckung den Nobelpreis für Chemie. Coenzym Q10, auch Vitamin Q10 oder Ubiquinon genannt, ermöglicht durch seine Transportfunktion erst die Energieerzeugung in den Zellen und ist somit entscheidend für die Vitalität und Leistungsfähigkeit des Körpers.

Coenzym Q10-Quellen

Coenzym Q10 wird zum Teil vom Körper selbst produziert, aber auch über die Nahrung aufgenommen. Es findet sich besonders reichhaltig in Fleisch, Fisch, Nüssen, Hülsenfrüchten, Sesamsamen, Sonnenblumenkernen, Pflanzenölen, Kohl, Zwiebeln, Kartoffeln, Spinat, Rosenkohl und Brokkoli. Allerdings kann übermäßiges Erhitzen beim Kochen das Coenzym zerstören.

Mangel an Coenzym Q10

Normalerweise steht unserem Körper genügend Coenzym Q10 zur Verfügung, jedoch sinkt die körpereigene Produktion mit zunehmendem Alter deutlich ab. Ab dem 30. Oder 40. Lebensjahr ist dies festzustellen. Auch Faktoren wie falsche Ernährung, Alkohol oder Zigaretten führen zu einer verminderten Q10-Produktion im eigenen Körper.
Die Folge: Die Zellen haben deutlich weniger Energie zur Verfügung. Je nach Zelltyp macht sich dies ganz unterschiedlich bemerkbar: Die Haut wird schlaffer, die Muskulatur weniger leistungsfähig, und die Ei-und Samenzellen leiden ebenfalls deutlich unter der Energiemangelsituation. Bei Eizellen macht sich dies qualitativ bemerkbar, bei Samenzellen betrifft dies neben der Form und Menge der gebildeten Spermien auch deren Beweglichkeit.

Coenzym Q10 ergänzen

Die gute Nachricht: Coenzym Q10 kann einfach und unkompliziert über Nahrungsergänzungsmittel in konzentrierter Form der Körper zugeführt werden. An seinem Zielort, den zellulären „Kraftwerken“ angelangt, kann es die Energiebereitstellung wieder in Gang bringen und damit zu einer verbesserten Energiebilanz in den Körperzellen beitragen.

Damit agiert Coenzym Q10 wie ein richtiger Allrounder im Körper. Es beugt von innen heraus der Hautalterung vor und stärkt das Herz, die Nerven und das Immunsystem.

Unabhängig von dieser Funktion schützt Q10 unseren Körper aber auch als Antioxidans, denn es hilft uns mit schädlichen Verbindungen, die bei der Energieerzeugung in den Zellen entstehen, fertig zu werden. Unser Körper kann mit Hilfe von Antioxidantien wie dem Q10 eine gewisse Menge dieser so genannten freien Radikale abfangen und auf diese Weise mögliche Zellschäden verhindern. So sorgen sie für ein natürliches Gleichgewicht im Körper und verzögern den Alterungsprozess.

Für die Fruchtbarkeit ist dies von besonderer Bedeutung, weiß man doch, dass Ei- und auch Spermienzellen besonders empfindlich sind gegenüber oxidativen Schädigungen.

In Studien konnte gezeigt werden, dass die zusätzliche Einnahme von Coenzym Q10 vor einer geplanten Schwangerschaft bei der Frau die Eizellqualität fördern kann und beim Mann die Spermienqualität. Erste Untersuchungen weisen zudem auf positive Wirkungen einer Einnahme für den Erhalt der ovariellen Reserve hin.

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Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.

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