PCOS

Wie N-Azetyl-Cystein (NAC) bei polyzystischen Ovarien (PCOS) helfen kann

Bei N-Azetyl-Cystein (NAC) handelt es sich um eine Verbindung, die den wenigsten ein Begriff ist. Das ist schade, denn NAC ist hervorragend zur natürlichen Gesundheitsförderung geeignet. Genau genommen handelt es sich bei NAC um eine leicht veränderte und stabilere Form des natürlich vorkommenden Eiweißbausteins Cystein. Cystein selbst findet sich in den meisten proteinreichen Lebensmitteln. Fleisch und Fisch enthalten es ebenso wie Milchprodukte. Veganer erhalten Cystein aus pflanzlichen Lebensmitteln wie Haferflocken, sowie aus Gemüsearten wie Brokkoli, Paprika oder Zwiebeln.
Das stabilere NAC ist als Nahrungsergänzungsmittel bereits seit langer Zeit erhältlich und ist als solches sicher und nicht teuer. Nebenwirkungen sind nur in äußerst hohen Dosierungen bekannt.
Seine Bedeutung kommt daher, dass es sich um einen Vorläufer für die körpereigene Herstellung von Glutathion handelt. Glutathion wiederum ist eines der wichtigsten Antioxidantien im Körper. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von oxidativen Schädigungen und für die Entgiftung. Nicht besonders überraschend ist daher, dass der Einsatz von NAC bereits für die Behandlung einer weiten Reihe von Gesundheitsproblemen, vom Herzen bis zur psychischen Gesundheit, unter die Lupe genommen wurde. Relativ neu sind Untersuchungen zu seiner Bedeutung für die Fruchtbarkeit im Allgemeinen und polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS), einem der häufigsten Gründe für weibliche Unfruchtbarkeit, im Besonderen.

NAC und Fruchtbarkeit

Eine Reihe von Untersuchungen hat gezeigt, dass NAC in der Tat für die Fruchtbarkeit von Mann und Frau von Bedeutung sein kann. Bei Männern wurde zum Beispiel gezeigt, dass die Einnahme von NAC die Spermienqualität von subfertilen Patienten verbessern kann. Bei Frauen sind es insbesondere Patientinnen, die unter Endometriose leiden, sowie Frauen mit vielen frühen Schwangerschaftsverlusten, die von einer Behandlung mit NAC profitieren.

NAC und PCOS

Interessanterweise hat die Grundlagenforschung zum Thema NAC aufgezeigt, dass es wohl auch eine Rolle für die Insulinsensitivität hat. Der Begriff Insulinsensitivität sowie sein Gegensatz Insulinresistenz beschreibt, wie der Körper auf die Anwesenheit des Blutzuckerhormons Insulin reagiert. Aufgrund der Tatsache, dass Insulin aber nicht nur den Blutzuckerwert, sondern auch Aspekte unseres Hormonsystems reguliert, fragten sich viele Wissenschaftler bald, ob NAC nicht auch für Frauen mit PCOS eine gute Behandlungsmöglichkeit darstellen könne.

NAC verbessert metabolische und endokrine Parameter von Frauen mit polyzystischen Ovarien

Tatsächlich zeigten sich erste Vorteile schon schnell: In einer randomisierten Doppelblindstudie, dem Goldstandard unter den medizinischen Untersuchungen, mit 94 PCOS-Patientinnen, ergab die Behandlung mit NAC über einen Zeitraum von 24 Wochen signifikante Verbesserungen im Bereich des Stoffwechsels. Genauer gesagt, verbesserten sich die Blutfettwerte, der Nüchternblutzucker, sowie das Nüchterninsulin.
In einer Meta-Analyse von 18 Studien mit 2.185 Teilnehmern reduzierte NAC den Gesamttestosteronspiegel signifikant und erhöhte den FSH-Spiegel.

NAC verbessert die Ovulation

Ein häufiges Symptom bei PCOS sind unregelmäßige oder sogar ganz ausbleibende Eisprünge (Ovulation). Die normalen medikamentösen Behandlungsmethoden, um dies zu verbessern, sind jedoch häufig von Nebenwirkungen begleitet und auch nicht jede Frau reagiert gut darauf.
Die Auswertung von 8 Studien, an denen insgesamt 910 PCOS-Patientinnen teilgenommen hatten zeigte nun , dass die Behandlung mit NAC die Regelmäßigkeit des Eisprungs deutlich verbessern kann (im Vergleich zu Placebo). Zusätzlich wurden auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft sowie die Geburt eines Babys verzeichnet.

NAC steigert die Eizellqualität

Insbesondere die beiden letzten Beobachten könnten durch Ergebnisse einer weiteren Studie zu erklären sein. Diese zeigte nämlich, dass die Behandlung mit NAC bei PCOS Patientinnen zu einer deutlichen Verbesserung der Eizellqualität führte. Besonders wichtig sind solche Befunde besonders für Frauen, die sich in einer Kinderwunschbehandlung befinden, oder die älter als 35 Jahre sind. In der Studie hatte die Patientengruppe, die mit NAC behandelt wurde, weniger abnormale Eizellen und nachfolgend eine deutliche Verbesserung der Embryo-Qualität.

NAC als Nahrungsergänzung bei polyzystischem Ovarsyndrom

NAC ist als Nahrungsergänzungsmittel rezeptfrei und unkompliziert erhältlich.
Sollten Sie sich in Behandlung wegen Depressionen oder einer Krebserkrankung befinden, empfiehlt sich vor Einnahme die Rücksprache mit Ihrem Arzt, da NAC mit Ihren Medikamenten Wechselwirkungen haben könnte. Ansonsten ist NAC bei einer normalen Dosierung von einigen hundert Milligramm frei von Nebenwirkungen.
Bereits sinnvoll mit anderen bei PCOS wichtigen Mikronährstoffen wie beispielsweise Inositol oder Vitamin D kombiniert, erhalten Sie NAC als Bestandteil von Fertilovit F PCOS zur ernährungsmedizinischen Unterstützung von Frauen bei polyzystischem Ovarsyndrom (übrigens durch hohen Folsäureanteil auch perfekt geeignet bei Kinderwunsch).

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Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.

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