PCOS

PCOS: Therapieoptionen

Vorneweg sei gesagt, dass die Behandlung eines Polyzystischen Ovarsyndroms (PCOS) nicht in jedem Fall sofort notwendig ist. Ist eine Frau schlank, ohne Beschwerden und hat keine Insulinresistenz, kann man abwarten. Bei übergewichtigen Frauen besteht aber immer das Risiko, dass sich aufgrund der Insulinresistenz und der Gewichtszunahme Folgeerkrankungen entwickeln, etwa Bluthochdruck oder Diabetes. Frauen – egal ob schlank oder übergewichtig – sollten zudem mindestens einmal im Jahr eine Blutung haben. Nur so wird die Gebärmutterschleimhaut, die sich im Laufe der Zeit aufbaut, abgestoßen. Verbleibt sie zu lange im Körper, steigt das Krebs-Risiko.

Vor einer Therapie
…sollten unbedingt auch die Schilddrüsenwerte überprüft werden. Oftmals ist eine Schilddrüsenunterfunktion nämlich die Ursache von PCOS-ähnlichen Symptomen. Wird die Unterfunktion der Schilddrüse behoben, verschwinden häufig auch die Symptome.

Therapieoptionen
Gewichtsreduktion
Aufgrund des Zusammenhangs zwischen Kohlenhydratstoffwechsel und PCOS ist bei übergewichtigen Frauen mit PCOS der erste Schritt das Abnehmen. Die gute Nachricht: Bereits eine Gewichtsabnahme von 5 % kann deutliche Verbesserungen bringen. Bei einem Körpergewicht von 80 kg entspricht dies 4 kg – das ist zu schaffen! Die Belohnung: eine schönere Haut, weniger Haarwuchs im Gesicht, regelmäßigere Zyklen.
Die typische westliche Ernährung, die reich an raffinierten Kohlenhydraten ist (Zucker, Weißmehl, Back- und Teigwaren), aber nur sehr wenige Ballast- und Vitalstoffe liefert, gilt als ein Hauptauslöser für Insulinresistenz und trägt zur Entstehung von Übergewicht bei.
Daher sollte auf eine vitalstoffreiche, basenüberschüssige Ernährungsweise umgestellt werden. Eine solche Ernährung besteht aus viel Gemüse, Obst, hochwertigen Proteinen sowie gemäßigten Mengen an Kohlenhydraten in Form von ballaststoffreichen, komplexen Kohlenhydraten (z. B. Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Ölsaaten (bes. Leinsamen) und Nüssen).
Eine Studie aus dem Jahr 2013 fasste die Wirkung einer solchen Ernährung wie folgt zusammen:
„Die Senkung des Insulinspiegels über eine entsprechende Ernährung ist eine attraktive nicht-pharmazeutische Therapie für Frauen mit PCOS, deren erhöhter Insulinspiegel die Testosteronsynthese stimuliert und somit die PCOS-Symptome verstärkt.“

Die „Pille“
Ist es das wichtigste Ziel der Patientin, vermehrten Haarwuchs und schlechte Haut in den Griff zu bekommen, hilft häufig die sogenannte „Pille“. Dann verschreibt der Arzt Präparate mit einem bestimmten Progesteronanteil, der gegen männliche Hormone wirkt.

Metformin
Eine Insulinresistenz, die circa 60 Prozent der Frauen mit PCOS betrifft, lässt sich weiterhin durch Metformin behandeln, ein Wirkstoff, den auch Menschen mit Typ-2-Diabetes erhalten. Metformin optimiert die Insulinverwertung. Das wirkt sich günstig auf das PCOS aus. Sinkt die Insulinresistenz, wird bei den betroffenen Frauen unter anderem die Produktion der männlichen Hormone weniger angeregt. Außerdem verändert sich der Fettstoffwechsel.
Allerdings ist der Wirkstoff Metformin noch nicht für die Behandlung von PCOS zugelassen und ist auch nicht für jede Frau gut verträglich. Eine Alternative bietet dann die gezielte Behandlung mit bestimmten Mikronährstoffen (siehe unten).

Darmsanierung
Aus Tierversuchen ist bekannt, dass Ratten mit PCOS eine veränderte Darmflora aufweisen, deren Sanierung zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome führen kann. Folgerichtig postulierten die australischen Wissenschaftler Tremellen und Pearce 2012 im Fachmagazin Medical Hypotheses, dass eine Störung der Darmflora zu den Auslösern des PCOS gehören könne.
Beim Menschen liegen zu einer Wirksamkeit zwar noch keine stichhaltigen Daten vor, doch wird eine Darmsanierung bereits seit langem von Heilpraktikern und Alternativmedizinern propagiert.

Orthomolekulare Therapie
Aufgrund des Zusammenhangs zwischen Stoffwechsel und PCOS, sind insbesondere ernährungsphysiologische Maßnahmen häufig erfolgversprechend.

Inositole
Durch viele Studien der letzten Jahre hat hier insbesondere Inositol einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Inositol wird von dem Blutzuckerhormon Insulin benötigt, um seine Wirkung in den Zielzellen voll entfalten zu können. Studien zufolge ist Inositol ebenso wirksam wie Metformin, und dies frei von Nebenwirkungen. Bei Kinderwunsch raten Wissenschaftler dazu, zwei Varianten von Inositol, nämlich Myo-Inositol und D-Chiro-Inositol, in medizinisch sinnvollem Verhältnis zu verwenden. Während Myo-Inositol besonders effektiv die Wirkung von Insulin auf den Zuckerstoffwechsel unterstützt, so ist D-Chiro-Inositol für die Funktion der Eierstöcke von Bedeutung.

Omega-3-Fettsäuren
Fette spielen in der orthomolekularen Therapie des PCOS ebenfalls eine wichtige Rolle. Fettsäuren beeinflussen nämlich nicht nur die Aktivität der Hormonrezeptoren, sondern auch die Expression bestimmter Gene, z. B. jene, die für Adipositas und Insulinresistenz in Frage kommen. Sie sollten daher in jedem Fall Ihre Omega-3-Fettsäuren-Versorgung sorgfältig überprüfen und bei Bedarf verbessern. Dazu eignen sich Hanf- und Leinöl, genau wie Chia- und Leinsamen. Auch Walnüsse, deren Öl, sowie natürlich fettreicher Seefisch enthalten hochwertige Omega-3-Fettsäuren.
Achten Sie zusätzlich auf die Reduzierung der Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren, da diese – wenn zu reichlich verzehrt – die Wirkung der Omega-3-Fettsäuren teilweise aufheben können.

Chrom
Chrom ist als hilfreiches Spurenelement für die Regulierung des Blutzucker- und Insulinspiegels bekannt. Unglücklicherweise wird es bei Stress oder hohem Kohlenhydratkonsum besonders schnell verbraucht – und zwar meist in höheren Mengen als es mit der Nahrung wieder zugeführt werden kann, weshalb die zusätzliche Einnahme von Chrom bei diesen Voraussetzungen zielführend sein kann.

Vitamin D
Gemäß nationaler Verzehrstudie 2008 aus Deutschland erreichen 91 % der Frauen in Mitteleuropa die empfohlene tägliche Zufuhrmenge von Vitamin D nicht. Besonders bei PCOS-Patientinnen ist dies fatal, da Vitamin D einerseits eine Insulinresistenz positiv regulieren kann und andererseits gerade bei Kinderwunsch der Vitamin-D-Status einen Einfluss auf die Erlangung einer gesunden Schwangerschaft hat.
Daher sollten PCOS Patientinnen ihren Vitamin-D-Status regelmäßig kontrollieren lassen und ihre Vitamin-D Zufuhr bei Bedarf entsprechend anpassen.

Bereits sinnvoll kombiniert finden Sie die oben betrachteten Mikronährstoffe übrigens in Fertilovit® F PCOS.

Über den Autor

Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky

Die Diplom-Biologin und Ernährungsexperting Dr. rer. nat. Birgit Wogatzky befasst sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Kinderwunschpaaren. Für den „fruchtbarkeit-blog“ berichtet sie immer wieder in allgemein verständlicher Weise von aktuellen Forschungserkenntnissen rund um das Thema „Lifestyle und Ernährung bei Kinderwunsch.

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